Prävention

 
Neuinsleben-Wien-Gruppen-für-Angehörige-bei-Tod-und-Suizid-Margret-Katsivelaris-Psychotherapeutin-Sozialarbeiterin-Warum-Wieso-Wohin-Wie-Weitermachen-nach-einem-Suizid-Neuanfang-nach-Suizid-Neubeginn-starten-Jetzt-Sein-Trauer-den-Spuren-des-Suizids-…
Man darf niemandem seine Verantwortung abnehmen,
 aber man soll jedem helfen, seine Verantwortung zu tragen
— Heinrich Wolfgang Seidel

SUIZIDPRÄVENTION - DARÜBER REDEN, ABER WIE?

Prävention holt den Suizid aus dem Tabu – man darf darüber reden, man soll ihn sogar benennen. Er steht nicht mehr unter Strafe, weder juristisch noch moralisch – na ja…
Im Sinne der Prävention sollen Medien nicht darüber berichten, weil Menschen nicht auf „dumme Gedanken" gebracht werden sollen. Also arbeitet Prävention doch mit dem Tabu zusammen? Es geht um das Leben – dort hat der Tod nichts zu suchen, ihm muss man zuvor kommen. Diese fraglose Übereinkunft liegt beiden Konzepten zugrunde – dem Tabu und der Prävention. Das ist „State of The Art" wenn es um den Tod geht, nicht nur bei Suizid.

SUIZIDPRÄVENTION: WER SCHÜTZT WEN UND WOVOR?

Es geht darum, Leben zu retten, Leiden zu lindern und Wege aus der Ausweglosigkeit zu finden, die eine Person in den Tod treibt. Denn durch den Suizid wird alles schlimmer. 

Ja! Es wird viel schlimmer !!!

FÜR WEN?

Für jene, deren Versuch misslungen ist? 

Das steht außer Zweifel!??
Die ausführliche Diskussion darüber würde den Rahmen meines Textes sprengen. Daher nur ein Gedanke: es geht nicht ums Sterben, sondern um den Versuch neu mit dem Leben zu beginnen. Dabei braucht die betreffende Person Hilfe. Zweifelsohne.
Beim Leben im Körper, aber nicht beim Leben gegen den Tod.

Für jene, deren Versuch gelungen ist? 

Ob es für sie schlimmer wird oder nicht, wer kann es mit Sicherheit sagen? 
Sicher ist eines: der Tod verweist uns auf Dimensionen, die sich dem logischen Verstand und somit auch wissenschaftlicher Beweisbarkeit entziehen. Damit wollen professionelle Helfer meist nichts zu tun haben, am aller wenigsten in der Suizidprävention. Dort, wo „psychisch krank" ins zu Enge oder zu Weite abgleitet, sollen Psychopharmaka schützen. Nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern auch deren Angehörige und die  Ärzte. Dass Psychopharmaka Suizid fördern können, ist eine mögliche Nebenwirkung, die nicht eindeutig bewiesen werden kann. Geschützt haben sie auf jeden Fall. Wenn schon nicht die Person, die Suizid begangen hat, dann wenigstens die Ärzte vor dem Vorwurf, nicht alles in ihrer Macht stehende versucht zu haben. 

Für Angehörige?

Ja – für sie wird es durch den Suizid schlimmer – ausnahmslos. Die Angst vor Verlust rechtfertigt alle Bemühungen: den Spagat zwischen Verständnis zeigen (ob man es nun hat oder nicht) und Sorge. Zwischen Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit der gefährdeten Person und Kontrolle. Zwischen Resignation und Schuldgefühlen, nicht alles in der eigenen(?) Macht stehende getan zu haben.

SUIZIDPRÄVENTION – DEM TOD ZUVOR KOMMEN WOLLEN

Dafür gibt es also viele (gute) Gründe bei allen Beteiligten und sie alle haben einen Namen: Angst. Sie ist der Grund für die Ablehnung hinter der Maske der Hilfestellung. Das Eingeständnis, das Bewusstsein darüber, dass wir uns etwas ersparen wollen – Angst vor Leid und Trauer, vor Schuld- und Versagensgefühlen. Doch die Begegnung mit dem Tod, dem einzig Absoluten im Leben, fordert bedingungslose Echtheit – die wichtigste Maßnahme in der Prävention.
Echtheit dem eigenen Tod gegenüber. Menschen die den Tod fürchten und deshalb ablehnen werden niemanden gut begleiten können. Weder gefährdete Personen noch deren Angehörige.