Gesichter der Trauer

 
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Der Ausnahmesommer in Griechenland – eine einmalige und einzigartige Erfahrung.

FREUDE UND TRAUER HAND IN HAND.

Die Freude getrübt durch Gedanken an N., der all die Schönheit nicht mehr genießen konnte. 

Hattest Du auch derartige Gedanken? 
Und hast Du ihnen geglaubt?
Was Dein Sohn verabsäumt hat? 
Ist doch naheliegend, so zu denken, oder? 
Vor allem, wenn ein junger Mensch stirbt.
Sein Leben – ein Haufen ungenützter Möglichkeiten! Und wenn er dann noch dazu aus freien Stücken geht (was ihm ohnehin abgesprochen wird), erscheint sein ganzes Leben im Licht der Traurigkeit, der Freudlosigkeit, der Krankheit
.

Der Gedanke, dass N. frei gewählt hatte, zu gehen, dass er zu Lebzeiten viele Eindrücke dieser Art gesammelt hatte, dass er genug hatte, von der Erfahrung, Mensch zu sein…..schreibend ließ ich ihn größer werden.

Nur schreibend habe ich es gewagt, bei mir zu bleiben. Mich mir selbst anzuvertrauen. Und zuzumuten.
Trauer und Schreiben als Wegweiser zu mir selbst. Als Grenzlinie, wo Innenwelt und Außenwelt zusammenkommen. Ohne Schlagbaum, ohne Mauer, ohne Zaun. 

DIE GRENZE, VON DER AUS ICH ALLES SEHEN KANN

So wie der Selbstmörder im frei gewählten Tod nicht sein Selbst mordet – wie sollte das gehen? - sondern den Körper verlässt, um sich selbst, sein ursprüngliches Wesen wieder zu finden. So habe ich Trauer als Prozess der Selbstfindung erfahren. Als Erkennen noch tieferer Schichten meines Wesens, jenseits der Rollen. Nicht so gerafft, wie ich es jetzt schreibe. Es hat gedauert, aber seinen Anfang hat es hier genommen, auf dieser Reise. Drei Wochen lineare Zeit waren es – innerlich so dicht, dass ich Jahre damit füllen könnte.

Das ist das Vermächtnis jeglichen Todes- zu sich selbst zu finden. Was wir als Trauer bezeichnen, ist der Weg dorthin, der Aufbruch zum Weg dorthin.

Doch da gibt es so viele Erklärungsmodelle, die den Blick verstellen. Die ihn ausschließlich auf  den Verlust und das Loslassen müssen des Verstorbenen lenken und vielleicht dort stecken bleiben. Und nicht darauf, dass sich durch den Tod das Wesen einer Beziehung verändert. Sie wird zu einer Beziehung zwischen Wesen – einem Wesen im menschlichen Körper und einem Wesen, das den Körper verlassen hat.

Der Suizid, der „unnatürliche“ Tod, produziert noch mehr Erklärungen. Gleichzeitig fordert er heraus, das Tabu des Todes zu entkräften und seine lebensspendende Kraft zu entdecken.

Kein Tod naher Menschen hat mir derartige Gedanken aufgedrängt. Selbst der meiner Mutter nicht – und sie war vor N. meine Hauptlehrerin in Sachen Sterben und Tod.